Die Rolle der Physiotherapie in der Behandlung von Migräne und Spannungskopfschmerzen
Kerstin Lüdtke, Institut für Systemische Neurowissenschaften, Universitätsklinikum Hamburg‐Eppendorf, Martinistr. 52, 20246 Hamburg
Fragestellung
Mit einer Lebenszeitprävalenz von mehr als 90% gehören Kopfschmerzen zu den häufigsten Symptomen überhaupt. Physiotherapie wird bei Kopfschmerzen häufig verordnet und in den meisten Leitlinien als Option erwähnt oder empfohlen, jedoch immer verbunden mit dem Hinweis, dass keine ausreichenden Wirksamkeitsnachweise vorliegen. Die Fragestellung en des vorliegenden Forschungsvorhabens sind:
1) Welche Assessments sollten Physiotherapeuten bei der Untersuchung von Kopf schmerzpatienten als Mindeststandard anwenden?
2) Unterscheiden sich Patienten mit Kopfschmerzen von kopfschmerzfreien Kontrollpersonen bezüglich der Prävalenz muskuloskelettaler Befunde?
3) Können Migräne und Spannungskopfschmerzen durch die gezielte Behandlung der unter 2 identifizierten Dysfunktionen reduziert werden?
Methodik
Anhand einer systematischen Literaturrecherche werden Assessments für die physiotherapeutische Befunderhebung bei Kopfschmerzpatienten identifiziert und nachfolgend anhand eines Delphi - Verfahrens von internationalen Physiotherapie - Experten (n=20) aus 9 Ländern bewertet.
100 Patienten mit Migräne, 100 Patienten mit Spannungskopfschmerzen und 100 alters - und geschlechtsgematchte Kontrollpersonen werden von einer bezüglich der Diagnose verblindeten Physiotherapeutin mit der so entstandenen Konsensus - Testbatterie untersucht. Im Folgenden soll den Patienten eine physiotherapeutische Behandlung angeboten werden, um die identifizierten Dysfunktionen zu reduzieren.
Ergebnisse
Anhand des Delphi - Verfahrens wurden 11 Assessments für die Untersuchung von Kopfschmerzpatienten identifiziert. Diese werden derzeit in einer Kohorte von Kopfschmerzpatienten sowie von gesunden Kontrollen untersucht. Pilotdaten indizieren eine erhöhte Prävalenz von muskuloskelettalen Befunden bei Patienten mit Kopfschmerzen.
Diskussion
Die Testbatterie aus dem Delphi Verfahren kann als internationaler Konsensus für den Mindest - Standard einer physiotherapeutischen Untersuchung von Kopfschmerzpatienten bewertet werden. Sie wurde in der Pilotstudie als praktikabel bewertet und bedarf eines Zeitaufwandes von ca. 30 Minuten. Die höhere Prävalenz von muskuloskelettalen Befunden bei Kopfschmerzpatienten ist als vorläufiges Ergebnis anzusehen. Sollte sich dieses b ei einer höheren Probandenzahl bestätigen, stellt sich die Frage ob eine Behandlung dieser Befunde zu einer Verbesserung der Kopfschmerzsymptomatik führen kann.
Den kompletten Zwischenbericht als Download (PDF)